8. Januar 2025 | Aktuelles
Pure Poesie
August 2021. Die Kontrabassistin Joëlle Léandre gibt ein Solo-Konzert in der Kirche in Maintal-Hochstadt. Tags darauf besucht sie Michael Kolod in seinem Atelier, dessen Arbeiten sie noch nicht kennt. Gefühlt eine halbe Stunde lang wandert sie still um die großen Tische herum, schaut sich um, betrachtet die Arbeiten an den Wänden und in den Regalen. Dann sagt sie: „Ich könnte sofort Musik dazu machen.“
In der ersten Hälfte spielt, ach was, performt sie ihre Kompositionen: Auf die Arbeit „auffächern“ etwa reagiert sie mit einem Fächer, der ihr für den Einstieg in die Komposition den Bogen ersetzt; beim Werk „Ohne Titel“ traktiert sie den Hals des Kontrabasses mit einem grünen Fadenseil und entlockt ihrem Instrument Töne, die nicht nur das Publikum, sondern auch die Musikerin zu überraschen scheinen. Zu „Schiffisch“ wiederum setzt sie ihre Stimme ein wie eine Schamanin, die ein Totem beschwört.
„Joëlle Léandre hat die Werke von Michael Kolod ausgesucht, gehängt und dazu gespielt“, schreibt Claudia Himmelreich, die Leiterin der freien Kunstakademie, anschließend an ihren Teilnehmerkreis: „Eine der von ihr ausgesuchten Arbeiten heißt `nuage d’ames´. So eine Seelenverwandschaft besteht auch zwischen den beiden, weshalb es so außerordentlich war, diese Verbindung hören und sehen zu können. Am Ende der Performance meinte Joëlle Léandre über Michael Kolods Arbeiten ´it’s pure poetry!` Das Gleiche gilt für ihre Musik.“